Tel.: +41 52 222 87 89

Mobil: +41 79 421 21 48

E-Mail: h.p.vonsiebenthal@bluewin.ch

Erinnerung an einen Komponisten und Freund

Was hat denn ein waschechter Schweizer, der seine Wurzeln zudem noch im Berner Oberland in den Alpen hat, mit dem Komponisten Ladislav Kubeš zu tun? Mit großer Zuneigung zur böhmischen Musik blicke ich gerne auf diese Zeit zurück: Vor gut einem Jahr besuchte ich meinen Vater in Brasilien. Wir hatten uns lange Zeit nicht mehr gesehen und gehört. Bei unserem Treffen gab es natürlich viel auszutauschen, vor allem zahlreiche Erinnerung an seine Vergangenheit und die Zeit meiner Vorfahren. Eine Begebenheit ist mir dabei ganz besonders in Erinnerung geblieben: Er erzählte, dass sein Vater im beginnenden 20. Jahrhundert aus der Schweiz wegzog und sich in Salzgitter als Melker einstellen ließ. Er hatte bereits damals, in den frühen 30er Jahren, immer den Radiosender aus Tschechien eingestellt. Während die Musik lief, hatten Mutter und Kinder zu schweigen, damit er der Musik lauschen konnte. Diese Episode aus der Lebensgeschichte meines Großvaters, den ich selber nicht kennenlernen durfte, ist möglicherweise einer der Gründe für meine besondere Sympathie für die böhmische Musik. Als junger Bursche hatte ich das Glück, in großen Formationen von Jugendkorps mitmusizieren zu dürfen. Die Gemeinschaft der Musikanten gab mir während der Pubertät und in meinem jungen erwachsenen Leben Halt. Die Liebe zur Blasmusik hatte mich gefangen, wir spielten auch einige Titel von Ladislav Kubeš. In allen Lebensphasen stützte mich die Musik und gab mir Kraft. Genau diese Kraft, die aus den Kompositionen von Ladislav Kubeš hervorgeht, zein seine Verbundenheit mit dem Volk und dem Leben auf dem Land. In meiner Zeit beim Rundfunk lernte ich die unterschiedlichsten Strömungen und Formationen der Volksmusik kennen und schätzen. Als Favorit kristallisierte sich dabei nach und nach die „Südböhmische Polka“ von Ladislav Kubeš sen. heraus. Während eines Besuchs bei der Familie Kubeš wurde ich zum Blasmusikfestival eingeladen, das von einigen südböhmischen Blaskapellen beim Brunnen am Marktplatz in Soběslav gestaltet wurde. Zu diesem Zeitpunkt kam erstmals die Idee auf, im nächsten Jahr das internationale Blasmusikfestival „Kubešova Soběslav“ zu gründen. Ich stellte meine Dienste zur Verfügung und so kam ich – ein Schweizer – als Mitorganisator des böhmischen Blasmusikfestivals ins Spiel. Die erste ausländische Blaskapelle, die an dem Fest teilnahm, waren die „Eulach Musikanten“, bei denen ich bereits selbst mitgespielt hatte und die viele Titel von Ladislav Kubeš im Repertoire hatten. Eine kleine – sehr persönliche und wertvolle – Erinnerung möchte ich noch anfügen: Als Ladislav Kubeš 1997 in meiner Gegenwart an einer Komposition arbeitete, legte er anschließend den Bleistift zur Seite und sagte zu mir: Dies waren jetzt meine letzten Noten, die ich geschrieben habe.“ Und genau so war es. Mir ist es eine Ehre und Freude die kommenden Festivals im Andenken an Ladislav Kubeš weiterhin mitzugestalten und damit ihm, seiner Musik sowie unserer Freundschaft ein lebendiges Denkmal zu setzen.

Hans-Petr von Siebenthal

Siebenthal